Ayurvedische Ernährungsempfehlungen

05.12.2018

Ernähren Sie sich weise!

Die Jahrtausende alten ayurvedischen Texte geben sinngemäß folgende Weisheit wieder: „Wenn die Ernährung gut und richtig ist, wirkt sie wie Medizin. Wenn die Ernährung falsch und unpassend ist, dann nützt auch die beste Medizin nicht.“

„Ernährung ist eine der fünf Säulen guter Gesundheit“,  sagt Dr. Wolfgang Schachinger, Leiter des Maharishi Ayurveda Gesundheitszentrum Ried. „Sie spielt neben den anderen vier Säulen Entspannung, Bewegung, Entschlacken und Verfolgen sinnvoller Lebensziele eine gleichwertig wichtige Rolle.“

Welche Ernährungsempfehlungen soll ich befolgen?

Ernährungsratschläge werden heute in unzähligen Büchern,  Artikeln, Fernsehsendungen, Blogs und Internetvideos gegeben – oft völlig konträr. Wie soll man sich da orientieren? Die Grundlagen der ayurvedischen Ernährung sind richtiges Essverhalten und eine Speisenzusammensetzung, die die Doshas Vata, Pitta und Kapha ausgleicht. Dabei wiegt bei gesunden Menschen eindeutig richtiges Essverhalten mehr als die Zusammensetzung der Nahrungsmittel.

Richtiges Essverhalten

Das Essverhalten ist deswegen so wichtig, weil es die Funktionsweise des Verdauungssystems wesentlich beeinflusst. Nur ein gut funktionierendes Verdauungssystem kann die Vitalstoffe, die in der Nahrung enthalten sind, richtig verdauen, aufbereiten und dem Körper zuführen. Wenn die Nahrungsmittel richtig verdaut und assimiliert werden, können sie eine nährende und stärkende Wirkung auf den Organismus ausüben. „Richtiges Essverhalten kann jeder lernen“ sagt Dr. Wolfgang Schachinger. Unser Webinar „Glücklich Schlank“ (findet jedes Jahr im Mai statt) ist speziell darauf ausgerichtet mit verhaltens-therapeutischen Methoden einen dauerhaften Zugang zum richtigen Essverhalten zu vermitteln.

Die Rolle von Schlacken

Ist der Stoffwechsel durch falsche Essgewohnheiten und Stress gestört, werden die Nahrungsmittel nicht fertig verdaut und die in der Nahrung enthaltenen Vitalstoffe können nicht genutzt werden. Im Gegenteil: unverdaute Rückstände von Nahrungsmitteln werden im Ayurveda als Ama (wörtlich: das „Ungekochte“) bezeichnet und haben die Wirkung von schädlichen Stoffwechselrückständen und Schlackenstoffen. Ama stört das innere Gleichgewicht auf der körperlichen, geistigen und seelischen Ebene und blockiert den natürlichen Fluss von Körpersäften und -informationen. Ama ist der Nährboden für Krankheit und führt zu einem beschleunigten Alterungsprozess. Völlegefühl, Stuhlunregelmäßigkeiten, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Gelenks- oder Rückenschmerzen, Gewichtsprobleme und ein gestörtes Immunsystem können die Folgen von Ama-Ansammlungen sein.

Qualität der Nahrungsmittel

Wenn also, bedingt durch schlechtes Essverhalten, die Verdauungskraft nicht stimmt, kann auch qualitativ hochwertiges Essen nicht vom Körper positiv genutzt werden. Dennoch sollten wir immer bemüht sein, höchste Qualität an Nahrungsmitteln zu uns zu nehmen. Am besten sind Nahrungsmittel aus (vedisch-) biologischer Landwirtschaft, die liebevoll, geschmacklich vielfältig, gut gewürzt und optisch ansprechend zubereitet werden.

Forschung bestätigt ayurvedische Empfehlungen

Der Medizin-Nobelpreis 2016 wurde an den japanischen Forscher Prof. Dr. Yoshinori Ohsumi (Universität von Tokyo) für seine Forschungen zur Zellregeneration vergeben. Prof. Ohsumi konnte herausfinden, dass  Hunger, der durch längere Pausen zwischen Mahlzeiten entsteht, dazu führt, dass der Körper beginnt, Stoffwechselrückstände zu verarbeiten und zu beseitigen. Diese Erkenntnis deckt sich genau mit den Beschreibungen der uralten  ayurvedischen Texte, die sagen, dass der Verdauungsprozess Zeit braucht, um ungestört von der weiteren Zufuhr von Nahrungsmitteln vollständig ablaufen zu können.

Drei Mahlzeiten pro Tag

Pausen zwischen den Mahlzeiten sind essentiell dafür, dass das Verdauungsfeuer Agni alle zugeführten Nahrungsmittel verarbeiten kann. Maximal dreimal am Tag zu essen ist eine wichtige Empfehlung für Erwachsene. Dabei sollte das Mittagessen die Hauptmahlzeit sein, Frühstück und Abendessen sollten etwas leichter sein.

Was sind Zwischenmahlzeiten?

„Ich esse doch nur zweimal am Tag und nehme trotzdem zu und habe viele Blähungen“, erzählen viele Menschen. Bei genauerer Befragung stellt sich heraus, dass es zwischen den Mahlzeiten sogenannte „gesunde“ Snacks gibt: Obst, Fruchtsäfte,  Nüsse oder Müsliriegel für Energie, Kartoffelchips gegen „Unterzucker“ und Schokolade oder andere Süßigkeiten als Seelentröster. Besonders schweres Abendessen und unbewusst oder nebenbei verzehrte Naschereien im Rahmen eines Fernsehabends führen dazu, dass der Schlaf gestört wird und nicht mehr den gewünschten Erholungseffekt bringt. Alle diese Zwischenmahlzeiten sind unnötige Belastungen für den Körper und Quellen für Ama.

Heißwasser zum Entschlacken

Weithin bekannt ist die ayurvedische Empfehlung, zwischen den Mahlzeiten heißes Wasser zu trinken. Wasser sollte dazu ein paar Minuten gekocht und in eine Thermoskanne abgefüllt werden. Wenige Schlucke in halbstündlichen Abständen helfen, die Verdauungskraft zu verbessern und Schlacken auszuschwemmen – eine optimale Unterstützung natürlicher Reinigungsvorgänge. Man kann heißes Wasser immer wieder kurmäßig ein bis zwei Wochen lang in kurzen Abständen über den Tag verteilt trinken.

Zubereitung – Frische ist Trumpf!

„Ein frischgekochtes Mittagessen spendet Energie und macht nicht müde“, sagt Dr. Wolfgang Schachinger, Leiter des Maharishi Ayurveda Gesundheitszentrums in Ried. „Vorausgesetzt, das Essen ist auch entsprechend leicht und enthält alle 6 Geschmacksrichtungen: süß, sauer, salzig, scharf, bitter und herb.“

Aufgewärmtes Essen enthält laut Ayurveda nicht mehr alle Vitalstoffe und belastet den Körper, besonders wenn das Aufwärmen durch Mikrowelle erfolgt. Fehlende Geschmacksrichtungen einer Speise können leicht durch die ayurvedischen Gewürzmischungen Vata-, Pitta- und Kapha Churna ergänzt werden. Diese milden Currymischungen werten eine Mahlzeit Dosha-spezifisch mit den richtigen Geschmacksrichtungen auf. Welches der drei Gewürzpulver (Churnas) Sie bevorzugen sollten, können Sie mit dem Dosha-Test herausfinden.

Wenn Ihre Arbeitszeiten und Ihre Arbeitsumgebung kein frisch gekochtes Mittagessen möglich machen, empfehlen wir Ihnen, zumindest mehrmals pro Woche ein selbst zubereitetes Mittagessen in der Thermoskanne zur Arbeit mitzunehmen (Finden Sie hier das Rezept zum Thermosmenü). Mit dieser einfachen Maßnahme leisten Sie einen wichtigen Beitrag zu Ihrer Gesundheit.

5 Säulen der Gesundheit 

Gesundes Essen trägt dann mehr zum Wohlbefinden bei, wenn es von den anderen Säulen der Gesundheit mitgetragen wird. Die Nährstoffe können dann besser in unsere Körpergewebe eingebaut werden, wenn wir unseren Kreislauf durch Bewegung in Schwung halten und unsere Körpergewebe durch Aktivität stimulieren. Genauso wichtig wie Bewegung ist auch Entspannung. Ausreichend Schlaf und Tiefenentspannung durch Transzendentale Meditation geben dem Verdauungsfeuer die Ruhe, die es zur täglichen Regeneration braucht.

Dosha-spezifische Empfehlungen

Vor allem bei Störungen des Wohlbefindens und der Balance der Doshas ist es wichtig, Dosha-spezifische Empfehlungen bei der Wahl der Nahrungsmittel einzuhalten. So muss bei Vata-Störungen wie Nervosität und Gelenksschmerzen die Nahrungszusammensetzung anders, nämlich Vata-ausgleichend sein, als bei Kapha-bedingten Stoffwechselstörungen wie Übergewicht und Diabetes oder Pitta-bedingten Verdauungsproblemen wie Übersäuerung und Reizdarm. Lassen Sie sich in einer solchen Situation von einem Maharishi Ayurveda ausgebildeten Arzt beraten. Nützliche Informationen finden Sie auch im Buch Ayurveda - Grundlagen und Anwendungen von Dr. Wolfgang Schachinger und Dr. Ernst Schrott.

Richtig Kochen

Kochen als Aufbereitung der Nahrung für das Verdauungssystem hat im Ayurveda einen hohen Stellenwert. Die richtige Menü-Zusammenstellung stellt sicher, dass alle Nahrungsmittelgruppen enthalten sind und dadurch die Bedürfnisse des Körpers abgedeckt werden. Eines der Charakteristika der ayurvedischen Ernährung ist die sorgfältige und für uns ungewöhnlich reichhaltige Verwendung von Gewürzen. Ghee und andere wertvolle Öle und Fette dienen dabei nicht nur als Geschmacksträger, sondern als essenzielle Vitalstoffe für ein gesundes Leben. Lernen Sie die Grundlagen ayurvedischer Nahrungszubereitung in einem unserer Kochkurse kennen!

Zusammenfassung

Im Ayurveda gibt es nicht DIE Ernährung, die für alle Menschen gilt. Seit Jahrtausenden pflegt der Ayurveda bei der Ernährung eine „personalisierte Medizin“, wie sie auch den modernsten Vorstellungen der Schulmedizin entspricht. Alle Empfehlungen der ayurvedischen Ernährungslehre dienen letztlich dazu,  die Bedürfnisse des eigenen Körpers immer besser kennenzulernen. Ziel dieser Reise, die jeder Mensch mitmachen sollte, ist: spontan richtig essen. Dann ist Nahrung immer Ihre beste Medizin.

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